Suche
Suche Menü

Weberherzen der Création Baumann in Langenthal

Es gibt mehrere Gründe, weshalb eine Firma ihr eigenes Museum errichtet. Ausgehend von Unternehmen, welche ihre Produkte und Zeitdokumente archivieren, folgt früher oder später die Frage: Was soll mit der Firmensammlung geschehen? Hierfür haben Unternehmen mehrere Möglichkeiten: Erstens das Archiv intern für Inspiration und Bildung zu nutzen, zweitens die Sammlung einem Museum oder einem Wirtschaftsarchiv zu übergeben und drittens selber eine museale Plattform zu eröffnen. Meine Recherchen belegen, dass bestehende Firmen oft zu wichtigen Daten, wie etwa einem Jubiläum, die dritte Möglichkeit in Betracht ziehen. Zum Jahresende möchte ich mit einem Beitrag auf die Dauerausstellung „Weberherzen“ der Textilfirma Création Baumann in Langenthal aufmerksam machen.

Das etwa 140m2 grosse Firmenmuseum befindet sich im Firmensitz in Langenthal im Hauptgebäude unterhalb des Showrooms. Oben werden die aktuellen Kollektionen präsentiert und verkauft, unten wird auf einer offenen Fläche die Firmen- und Markengeschichte ausgestellt. Gegründet wurde das Museum zum Anlass des 125-jährigen Jubiläums im Mai 2011. Damit ging ein Wunsch des Seniors Jörg Baumann in Erfüllung.

Création Baumann ist ein kreatives Familienunternehmen, das weltweit hochwertige Textilien für die Inneneinrichtungen entwirft, produziert und vertreibt. Seit 1886 ist der Name Création Baumann ein Begriff in der Textilwelt. 1884 schrieb Albert Brand seinem Kollegen Friedrich Baumann, den er geschäftlich in Paris kennengelernt hatte, folgende Zeilen: „Überlege Dir, ob du nicht auch in die Schweiz zurück kommen wirst, wir könnten zusammen einen Handel mit Leinen anfangen, in dieser Branche wäre etwas zu machen.“ Zwei Jahre später gründeten Friedrich Baumann und Albert Brand die Firma „Brand und Baumann, Fabrikation von Leinen und Halbleinen“ in Langenthal. Heute, in vierter Generation, entwirft, produziert und vertreibt das Familienunternehmen Création Baumann am Standort Langenthal Textilien für die Inneneinrichtung und zeichnet sich nebst höchsten Designansprüchen vermehrt auch durch funktionale und technische Anwendungen aus.

Das Unternehmen hat seit seinen Anfängen gesammelt und archiviert: von Musterbüchern und Geschäftsbüchern über gemalte Dessins und Stoffrollen bis zu Fotos und Werbematerialien. Aus dieser Sammlung ist das Firmenmuseum mit der Dauerausstellung „Weberherzen“ entstanden. Zu Beginn meiner kuratorischen Arbeit habe ich mit dem Museumsteam und der Geschäftsleitung Gespräche über die Ausrichtung und Strategie des neuen Museums geführt. Wichtig erschienen uns dabei folgende Punkte:

  • Das Museum soll sich visuell dem Firmendesign unterordnen und mit innovativen Mitteln Inhalte wie Firmengeschichte, Marke und Unternehmensphilosophie transportieren.
  • Das Museum soll Teil der gut besuchten Firmenführung werden.
  • Das Zielpublikum sind hauptsächlich Privatkunden.
  • Das Museum soll alle Sinne anregen.
  • Das Museum soll nicht „verstauben“.

Der Auftritt von „Weberherzen“ ist vorwiegend schwarz und schlicht gehalten und spiegelt die Architektur des Corporate Designs wider. Ausgestellt werden alte Geschäftsbücher; Fotos und Verträge geben Einblick in die lange Geschichte des Unternehmens. Aber auch Musterbücher und gemalte Dessins als auch Stoffrollen und Werbematerialien präsentieren die verschiedenen Produktspezialisierungen und Innovationen der Marke Création Baumann. Der erste Blick richtet sich auf das dreizehn Meter lange „Création Baumann Archiv“, das sogenannte Herzstück der Ausstellung. Die Besucher und Besucherinnen können anhand von kleinen Stoffcoupons die Trends und deren Entwicklung der letzten sechzig Jahren erfassen. Auf iPads werden pro Jahrzehnt ausgewählte Stoffe durch Werbematerialien, Fotos und Pressetexte innovativ und über ein zeitgemässies, interaktives Medium vermittelt. Im Raum verteilt widmen sich organisch geformte Vitrinen den jeweiligen Einzelaspekten: vom Familienhintergrund, der starken Marke Création Baumann bis zu verschiedenen Drucktechniken und innovativen und intelligenten Stoffen. Die ausgestellten Textilien und Gegenstände sind beschriftet und werden anhand von Fotos und weiteren Objekten in thematische Zusammenhänge gebracht. Emotionale Ästhetik ist in der Dauerausstellung präsent: Es werden interaktive Formen eingesetzt, die verschiedene Sinne anregen sollen, wie zum Beispiel das Ertasten von Gewebearten oder das Hören von Mitarbeiterinterviews.

Das Museum richtet sich einerseits an Geschäftskunden und andererseits an ein breites designinteressiertes Publikum. Die Dauerausstellung „Weberherzen“ ist öffentlich zugänglich und wurde so konzipiert, dass Besucher und Besucherinnen selbständig das Museum besichtigen können. Zusätzlich besteht für angemeldete Gruppen die Möglichkeit, sich von einem internen und ausgebildeten Mitarbeiterteam durch die Produktionswerkstätten, Showroom und Museum führen zu lassen.

Das Museum von Création Baumann ist nun seit bald drei Jahren ein neuer Bereich des Unternehmens. Wir wünschen dem Unternehmen und seinem Museum alles Gute, viel Erfolg und viele neue Besucher für das Neue Jahr!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Protected by WP Anti Spam